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Biphasischer Schlaf: die natürliche Art zu schlafen

Biphasischer Schlaf, auch als bimodaler oder geteilter Schlaf bekannt, beschreibt eine Schlafgewohnheit, die den Schlaf-Wach-Rhythmus in zwei Abschnitte pro Tag unterteilt. Wenn du biphasisch schläfst, hältst du einen Mittags- und Nachtschlaf.

Wissenschaftler empfehlen den geteilten Schlaf, weil er unseren Biorhythmus unterstützt, bei dem wir am frühen Nachmittag ein natürliches Tief haben. Was genau hinter dem biphasischen Schlaf steckt, was er wirklich bringt und ob er Nebenwirkungen hat, erfährst du in diesem Beitrag.

Biphasischer und polyphasischer Schlaf: Das ist der Unterschied

Polyphasischer Schlaf ist der Oberbegriff für verschiedene Schlafmuster, die von dem typischen, monophasischen Schlaf abweichen, der aus einer Schlafphase täglich besteht: Abends schlafen, morgens aufwachen – der normale 8-Stunden-Schlaf.

Vom polyphasischen Schlaf (mehrphasiger Schlaf) sprechen wir, wenn du mehr als einmal pro Tag schläfst. Beim biphasischen Schlaf unterteilt sich der Schlaf in zwei Schlafperioden. Zu den mehrphasigen Schlafmustern zählen unter anderem noch der triphasische, everyman und uberman Schlaf.

Alles Wissenswerte über polyphasischer Schlaf.

Menschen nutzen den polyphasischen Schlaf aktiv, um mehr Zeit zu haben oder sich an ihren Biorhythmus anzupassen. Manche haben einen natürlichen mehrphasigen Schlaf, andere aufgrund einer Schlafstörung oder weiterer Gesundheitsprobleme.

Biphasischer Schlaf: Welche Arten gibt es?

Du kannst auf verschiedene Arten biphasisch schlafen. Ein berühmtes Beispiel sind die “Siestas” aus Spanien. Hier gönnen sich die Menschen zur Mittagszeit eine Erholungs- bzw. Schlafphase. Vergleichbar ist dies mit unserem Mittagsschläfchen.

Zeitlich gesehen kannst du entweder ein langes oder kurzes Nickerchen (Powernap) beim biphasischen Schlaf machen. Dabei verschiebt sich die Schlafdauer sowohl in der Nacht als auch am Tag. Wichtig zu wissen: Die zwei Schlafphasen können sowohl am Tag als auch in der Nacht stattfinden. Insgesamt können wir vier Arten unterscheiden.

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6 Stunden Schlaf pro Nacht und ein Mittagsschlaf

In der Nacht schläfst du ca. 4 bis 6 Stunden und hältst einen 90-minütigen Mittagsschlaf (ein ganzer Schlafzyklus). Viele Menschen machen hierbei einen kritischen Fehler. Sie gönnen sich einen Mittagsschlaf, wachen dann aber zu spät oder zu früh mitten in einer Tiefschlafphase auf. Das führt dazu, dass wir uns unausgeschlafen und nicht erholt fühlen. Genau das, was wir bewältigen wollten.

Für alle, die Probleme mit dem Timing haben, eignet sich die nächste Art wesentlich besser.

8 Stunden Schlaf und ein Powernap

Diese Form des Schlafes ist relativ neu, wird jedoch von den meisten Menschen ausgeübt. In der Nacht schläfst du hierbei 6 bis 8 Stunden und hältst am Tag ein kurzes Nickerchen (Powernap).

Der Vorteil dieses Schlafmusters ist, dass du normalerweise genügend Schlaf in der Nacht erhältst und am Tag deine Energiereserven wieder auffüllst, ohne dabei in den Tiefschlaf zu fallen.

5 Stunden Schlaf pro Nacht und nochmal 4 Stunden

Dieser Schlafrhythmus ist wohl der ursprüngliche und natürliche von uns Menschen. Doch was ist passiert, dass wir heute anders schlafen?

Es wird vermutet, dass das künstliche Licht einen großen Einfluss auf unseren Schlafrhythmus hat. Ohne externe Lichteinflüsse und andere Ablenkungen sind unsere Vorfahren bereits nach Einbruch der Dunkelheit schlafen gegangen. Wer so früh schlafen geht, steht auch früh wieder auf.

Sie wachten nach 4 bis 5 auf und dann war es immer noch dunkel. Unsere Vorfahren blieben dann ein paar Stunden wach, kümmerten sich vielleicht um die Nahrung, unterhielten sich, bevor sie sich wieder Schlafen legten. Die aufgehende Sonne beendete dann ihre zweite Schlafphase auf natürliche Weise.

Der biphasische Schlaf ist somit das natürliche Resultat, wenn unsere Nacht länger ist als unser Schlafbedürfnis.

Zweimal schlafen am Tag

Diese Art des biphasischen Schlaf eignen sich viele Nacht- und Schichtarbeiter an. Der Schlaf am Tag ist nicht so erholsam wie in der Nacht, da er unter anderem nicht dem natürlichen Biorhythmus des Menschen entspricht. Viele Schichtarbeiter schlafen dabei nach und vor der Nachtschicht.

Dieses Schlafmuster ist mit vielen Einschlaf- und Durchschlafproblemen verbunden. Es ist dabei nur das Produkt von unnatürlichen Arbeitszeiten. Dieser biphasische Schlaf kann zu vielen Gesundheitsproblemen führen.

Eignet sich biphasischer Schlaf für dich?

Ja, sofern du mehr Zeit am Tag haben möchtest oder dich mehr an deinem natürlichen Biorhythmus orientieren willst. Aber, ob das neue Schlafmuster wirklich zu dir passt, ist typenabhängig.

Manche Menschen benötigen viel Zeit zum Einschlafen oder allgemein eine lange Schlafphase. Bist du einer von ihnen, so ist der biphasische Schlaf eher nicht für dich geeignet.

Wenn du in deinem Beruf längere Phasen wach sein musst, gestaltet es sich auch schwierig, den biphasischen Schlaf zu praktizieren. Hier ist es empfehlenswerter, deine fehlende Ruhephase durch einen ausreichenden Nachtschlaf auszugleichen.

Und was sagen Studien zu biphasischer Schlaf?

Der US-amerikanische Wissenschaftler und Psychiater Thomas Wehr zeigte in einer Studie aus dem Jahr 1992, wie sich kürzere Tagesperioden auf das Schlafmuster auswirken. Die Probanden wurden von den üblichen 16 Stunden Lichteinfluss auf 10 Stunden reduziert. Das Ergebnis war, dass die Studienteilnehmer einen natürlichen biphasischen Schlaf entwickelten. Dieser bestand aus zwei gleich langen Schlafperioden, die von einer 1- bis 3-stündigen Wachphase getrennt worden.

Dr. Piotr Wozniak fügt hinzu, dass Messungen der Hirnstromwellen ebenfalls darauf hindeuten, dass Menschen im Kern biphasisch sind. Das heißt, dass viele natürliche Prozesse in uns in einem biphasischen Rhythmus ablaufen. Genau wie unser Schlaf.

Gibt es Nebenwirkungen beim biphasischen Schlaf?

Es gibt keine speziellen Studien zu den Nebenwirkungen beim biphasischen Schlaf. Wir wissen lediglich, dass unsere Vorfahren auf natürliche Weise biphasisch geschlafen haben. Die technologische Entwicklung und viele künstliche Lichtquellen veränderten unser Schlafmuster zum monophasischen Schlaf.

Nebenwirkungen hat der biphasische Schlaf, wenn er künstlich von außen hervorgerufen wird, zum Beispiel durch Schichtarbeit. In diesem Fall kann das unnatürliche Schlafmuster zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Depressionen, Schlafstörungen, Diabetes und weiteren Problemen führen.

Fazit

Der biphasische Schlaf ist wohl die natürliche Alternative zum monophasischen Schlafmuster. Dr. Piotr Wozniak ist sich sicher, dass unsere innere Uhr nur zwei Schlafmuster kenne: den monophasischen oder biphasischen Schlaf. Die einzigen gesunden Alternativen seien demnach ein langer 6- bis 8-stündige Schlafblock in der Nacht oder ein Nachtschlaf von 5 bis 6 Stunden in Kombination mit einem 15- bis 90-minütigen Powernap.

Ein biphasischer Schlafplan kann dir dabei helfen, dich wachsamer und energiereicher zu fühlen. Darüber hinaus bietet er dir die Möglichkeit, mehr Zeit für dich und deine Aufgaben zu haben.

Eine allgemeine Aussage lässt sich beim Schlafrhythmus jedoch nicht treffen! Jeder von uns hat einen individuellen Bio- und Schlafrhythmus. Viel wichtiger ist es, sich bewusst mit deinen Biorhythmen auseinanderzusetzen und daraus ein für dich gesundes Schlafmuster zu entwickeln. Wie das funktioniert, erfährst du in unserem Beitrag über die Innere Uhr.

Merke: Es ist weder gesund noch ungesund die Nacht durchzuschlafen oder in der Nacht aufzuwachen. Das müssen keine Anzeichen für eine Schlafstörung sein. Es kann auch nur dein natürlicher Biorhythmus sein.

Titelbild © Unsplasch.com – @all_who_wander

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